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Während für viele Leute ein Zoobesuch als netter Freizeitspaß gilt, sehen immer mehr Menschen den Zoo als qualvolles Gefängnis für wilde Tiere. Als neue Rechtfertigung für die Isolationsfolter führen die Zooleitungen den Artenschutz an. Im Zoo werden bedrohte Tiere vor dem Aussterben bewahrt und können eines Tages wieder ausgewildert werden, heißt es. Solche Behauptungen halten einer näheren Betrachtung nicht stand.
Zur Zeit gelten zwischen 500.000 und 1.000.000 Aren als vom Aussterben bedroht. Das sind 10% aller vorhandenen Arten. Mitte nächsten Jahrhunderts werden es ein Viertel sein, wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird. Hauptursache hierfür ist die Zerstörung der natürlichen Lebensräume durch den Menschen. Jährlich verschwinden zwi-schen 5 und 20 Millionen Hektar des tropischen Regenwaldes. Das bedeutet, daß pro Minute über zwölf Hektar Wald gerodet werden. Die Hälfte dieses artenrei-chen Ökosystems wurde bereits durch den Menschen vernichtet. Bis Ende diesen Jahrhunderts werden schätzungsweise weitere 20% folgen. Wenn Zoos nun behaupten, sie könnten vom Aussterben bedrohte Tierarten in Gefangenschaft züchten und somit "konservieren", um sie später wieder in die Freiheit zu entlassen, stellt sich die Frage, ob dann ihr natürlicher Lebensraum überhaupt noch existiert. Wäre es nicht sinnvoller die finanziellen Mittel, die Zoos zur Verfügung stehen, in die Erhaltung der natürlichen Biotope zu investieren?
Der Beitrag, den Zoos zum Artenschutz leisten, ist schwindend gering. Die Beispiele, bei denen Auswilderungsprogramme erfolgreich waren, wie etwa die arabische Oryx-Antilope oder die hawaiischen Wildgänse, lassen sich an einer oder bestenfalls zwei Händen abzählen. Einen solchen Beitrag als "wertvoll" zu bezeichnen, ist in Anbetracht der Zahl der be-drohten Arten bestenfalls als unangemessen zu bezeichnen. Im Gegenteil ist es in den meisten Fällen nicht mehr möglich, die in Gefangenschaft gehaltenen oder gezüchteten Tiere auszuwildern, da sie durch die jahrelange Gefangenschaft psychotisch werden und durch Inzucht genetische Defekte zeigen. Um letzterem vorzubeugen, muß immer wieder "frisches genetisches Material" besorgt werden, was bedeutet, daß erneut Wildtiere gefangen und in Zoos deportiert werden. Dabei wird häufig, um ein Jungtier einzufangen, seine gesamte Familie ermordet. Rechnet mensch nun noch die Zahl der Tiere dazu, die den Transport oder die ersten Wochen der Gefangenschaft nicht überleben, bleibt zu fragen, was das noch mit Artenschutz zu tun haben soll.