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Zoos galten lange Zeit als nettes Freizeitvergnügen. Heute sehen immer mehr Menschen den Zoo als qualvolles Gefängnis für wilde Tiere. Als Rechtfertigung für die Isolationsfolter wird immer wieder der Bildungseffekt von Zoos angeführt. Im Zoo können Menschen - allen voran natürlich Kinder - wilde Tiere besichtigen. Wenn nicht im Zoo, wo sonst können sie sonst etwas über diese Tiere und ihr Leben lernen? So oder ähnlich wird immer wieder argumentiert. Aber was ist es denn wirklich, was Kinder im Zoo zu sehen bekommen? Tiere, die - brutal aus ihrer natürlichen Umgebung heraus gerissen und schutzlos der Gaffgier der Menschen ausgesetzt - mehr und mehr dem Wahnsinn verfallen. Wir können nichts über das Leben der Tiere erfahren, wenn wir sie in Käfige einsperren. Alle Bestrebungen der Tiere nach Freiheit enden an einer Betonwand, an einem Gitter oder an einer Glasscheibe. Zoos sind eine Welt der Beschäftigungslosigkeit, der Traurigkeit und der tödlichen Langeweile. Auch wenn Zoodirektoren davon sprechen, daß sich ihre Tiere frei in Gehegen bewegen, ist eines sicher: die Tiere sind alles andere als frei. Aber sie befinden sich doch in Sicherheit, heißt es dann. Sicher, sie werden dort nicht angegriffen, verhungern nicht, werden nicht gejagt und sind vor möglicher Ausrottung geschützt. Das mag zwar alles - in einer stark vereinfachten Sicht der Dinge - stimmen, aber was ist der Preis, den die Tiere dafür zahlen müssen? Sie zahlen mit ihrer Freiheit. Tiere im Zoo sind unschuldig zu lebenslanger Haft verurteilt. Ist nicht in diesem Fall der Tod in der Freiheit einem Leben in Ge-fangenschaft vorzuziehen?
1985 wurde im Auftrag von Zoo Check in Großbritannien eine Untersuchung an in Gefangenschaft lebenden Eisbären durchgeführt. Sie ergab, daß 12 von 20 psychotisch waren, einige von ihnen schwer. 60 bis 70% der Bärenjungen starben, bevor sie ein Alter von einem Jahr erreichten. In freier Wildbahn sind es 10 bis 30%. Elefanten werden in ihrer natürlichen Umgebung bis zu 60 Jahre alt. Keiner der sieben Elefanten, die zwischen 1946 und 1983 im Londoner Regent’s Park Zoo starben, erreichte das 30. Lebensjahr. Der jüngste wurde gerade einmal 10 Jahre alt.
Der Elefant an der Kette, der hin und her schaukelt, der auf und ab streichende Tiger, der Affe, der seine Schwanzspitze durch zwanghafte Pflege bis auf das nackte Fleisch abwetzt, die Giraffe, die unaufhörlich am obersten Eisengitter der Gehegeumzäunung saugt, der psychotische Eisbär, der Fuchs, der wie besessen in seinem 2,5 mal 2 Meter kleinen Käfig immer im Kreis herumspringt - all diese Tiere vegetieren am Rande des Wahnsinns im Zoo dahin, ohne Aussicht auf ein Leben in Freiheit.