Gefangen im Zoo

Es ist wieder soweit: der Babyboom in deutschen Zoos läßt die Besucherzahlen in die Höhe schnellen. Mit Kind und Kegel rücken Familien an, um sich an den tapsigen Bärenkindern und den flauschigen Löwenbabies zu erfreuen. Was sie nicht wissen: die meisten Tiere werden nie eine Chance haben, erwachsen zu werden. Kaum sind die putzigen Kleinen dem Niedlichkeitsalter entwachsen und haben damit die Gunst des Publikums verloren, werden die "unnützen Fresser" häufig verschachert und enden oft als Braten oder Bettvorleger oder gar im Versuchslabor.

Der Öffentlichkeit lügen die Zoos dann das Märchen von der neuen Heimat in einem Tierpark in Budapest oder Brüssel vor. Nur wenige geben das offene Geheimnis zu, daß es für die Tiere im Zoo nicht weniger lebensgefährlich zugeht als in der Freiheit. Der Baseler Zoo ist einer von ihnen und er nennt auch gleich den Grund dafür: die Beobachtung der Entwicklung von Jungtieren und der Eltern-Kind- Beziehung erfülle einen wichtigen erzieherischen und bildenden Zweck. Eine Rechtfertigung? Könnten das nicht - viel besser - Dokumentarfilme vermitteln? Und kann menschliche Neugier das skrupellose Abschlachten wehrloser Tiere je rechtfertigen? Zoos sind Wirtschaftsunternehmen, die auf Kosten der Tiere Gewinnmaximierung betreiben, nicht anders als beispielsweise Auftragsforschung und Pelzhandel. Zoos sind nur verlogener. Denn sie präsentieren Tiere unter dem Vorwand, Tier- und Artenschutz zu betreiben, und die arglosen "tierfreundlichen" Besucher zahlen den Zins für die gnadenlose Unterjochung leidensfähiger Individuen.

Der Sturm der Empörung, den verschiedene Fernsehreportagen auslösten, ging jedoch am Thema vorbei. So tragisch das skrupellose Verschachern für die betroffenen Tiere ist, stunden- und tagelange Transporte in körperenge Kisten gezwängt, verbunden mit Hunger, Durst und Todesangst und der anschließende mehr oder weniger lang dauernde Tötungsvorgang: die Geschäftemacherei mit den Jungtieren ist nur die eine Facette einer Welt, die sich durch Lügen und Trugbilder am Leben erhält. Denn die Lebenslänglichen, die Tiere, die erst nach ihrem (mehr oder weniger) natürlichen Tod den Zoo gen Abdeckerei verlassen, sind nicht besser dran. Die Welt auf der anderen Seite der Gitterstäbe ist nicht so lustig wie für die Besucher der zoologischen Gärten. Es ist eine Welt aus Fliesen und Glas, Gitter und Beton. Eine Welt der Traurigkeit, der tödlichen Langeweile, der Beschäftigungslosigkeit und des Wahnsinns. Vor ein paar Jahren wurde Brutalis, ein Nashorn aus einem dänischen Zoo, nach 15 langen Jahren der Gefangenschaft, in die Freiheit Namibias entlassen: 15 Jahre hatte es gegen sein Los rebelliert und Stahltüren demoliert und Sachschaden über Sachschaden angerichtet. Brutalis hat Glück gehabt. All die anderen bleiben ihrem Irrsinn überlassen, denn ihr Irrsinn ist finanzierbar, weil er sich nicht in so kostspieligem Vandalismus entläd. Es ist ein stilles Leiden.

"Artenschutz" ist das beliebteste Argument, das herhalten muß, um die lebenslängliche Gefangenschaft der erbarmungswürdigen Zooinsassen zu rechtfertigen - und niemand erkennt den faschistoiden Grundgedanken, der dahinter steckt. Man verlangt von einem einzelnen Tier das Opfer seines Lebens für seine Art. Dieses Opfer mag ein Mensch freiwillig erbringen. Ein Tier kann nur dazu gezwungen werden und es leidet ohne die innere Erleichterung, einem "höheren Zweck zu dienen. Es gibt keine Rechtfertigung für Zoos. Und es gibt auch keine guten und schlechten Zoos. Alle Zoos sind schlecht. Denn sie rauben den Tieren ihr Grundrecht auf Freiheit und degradieren sie zu Karikaturen ihrer eigenen Art.


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