Kurz ist das Leben im Stall. Etwas mehr als einen Monat darf ein Hühnerküken alt werden, bis es geköpft und gebraten wird. Ein Monat voller Leiden und Entbehrungen...
Vollfleischig und knusprig drehen sich die toten Körper der Küken auf dem Drehspieß. Der Duft von gebratenem Eiweiß, Fett und Gewürzen umgibt appetitanregend den rollenden Hähnchengrill vor dem Eingang eines Lebensmittelmarktes. 50 bis 60 Brathähnchen verkauft der Händler täglich. Vierfünfzig das Halbe, neun Mark ein ganzes Hähnchen. Er bezieht die Körper von einem Großhändler, woher der die Ware hat, weiß der Händler nicht. Er ist erstaunt: so eine Frage nach der Herkunft der Hähnchen hätte ihm noch niemand gestellt. Und außerdem: die großgedruckte rote Werbeaufschrift "Bodenhaltung" würde wohl auch genug Auskunft geben. Selig sind die Ahnungslosen. Und sie wissen, warum sie nicht wissen wollen.
Das Schicksal der Fleischhühner ist womöglich noch freudloser als das der Legehühner. Einziger Lebenszweck der Masthühner: Selbstaufzucht, Selbstvervielfältigung. 700 000 Masthähnchen werden tagtäglich produziert. "Endproduktküken" lautet der Fachausdruck. Sie werden nicht gesext. Hähne und Hennen werden gleichermaßen und zusammen gemästet - das "Brathähnchen" ist ebensooft eine Brathenne. Daß die Geschlechter nicht getrennt werden, macht den Masthühnern das Zusammenleben nicht leichter und nicht schwerer: Lange vor dem Erreichen der Geschlechtsreife sind sie bereits tot.
Normalerweise wachsen die Tiere in Bodenhaltungen auf. 29 Hühner müssen sich in gigantischen Hallen jeweils einen Quadratmeter teilen. Am Ende der Mast steht jedem Tier eine Fläche zur Verfügung, die der eines Batteriehuhns entspricht.
Temperatur, Frischluftzufuhr und Beleuchtung in den Masthallen sind nur auf das eine Ziel orientiert: den schnellen Fleischansatz. In den ersten Wochen beträgt die Temperatur 33 °C, dann wird sie auf 20 Grad gesenkt.
In den ersten drei Tagen nach der Einstallung brennt das Licht volle 24 Stunden lang, vom vierten Tag an wird es einmal am Tag für mindestens zwei, höchstens vier Stunden dunkel. Ein Tier, das schläft, ißt nicht, also gilt es, möglichst lange "Tag" zu simulieren, um die Tiere solange vom Schlafen abzuhalten, wie sie es gerade noch aushalten. Es herrscht in den Ställen ein nicht enden wollender düsterer Tag.
In gerade mal 5 Wochen nimmt der nur 50 g schwere Kükenkörper etwa 1,5 kg Gewicht zu. Damit wird er zum "Schlachtkörper", dabei ist das Vögelchen noch längst nicht ausgewachsen, biologisch ist es noch ein Küken.
Das Leben des "Broilers" währt in der Regel gerade mal 36 Tage, dann werden die Riesenbabyvögel jeweils zu zwanzigst in Plastikkisten verpackt und zu einem "Schlachtbetrieb" gefahren. Zwei bis drei Millionen "Geflügeltiere" kommen dabei tot im Schlachthof an. Jährlich. In Deutschland. Erstickt oder erfroren oder am Schock und Streß gestorben.
50 000 Tiere können in einer durchschnittlichen Geflügelschlachterei täglich "verarbeitet" werden. An einem Förderband an den Füßen aufgehängt beginnt der Prozeß mit dem tödlichen Ende. Huhn für Huhn wird eingehängt, da hilft auch kein Zappeln, die Tötungsmaschinerie nimmt ihrem Lauf. Unaufhaltsam, Stunde um Stunde, Tag um Tag. 22 Zentimeter pro Sekunde, 0,8 Stundenkilometer. Durch einen Korridor aus elektrisch geladenen Drähten oder mit dem Kopf durch ein flaches elektrisierendes Wasserbad. Teils tot, teils betäubt, teils hellwach trägt der Bügel Huhn für Huhn weiter zum Töter. Hals um Hals wird zwischen zwei Metallschinen festgeklemmt, vorbei an einem rotierenden Messer, das die Halsschlagader aufritzt, das Blut beginnt zu fließen. 75 Meter lang über der Ausblutrinne, an deren Anfang der Nachschneider sitzt und prüft, ob irgendein Tier den Töter lebendig passiert hat und den einen oder anderen Hals nachschneidet. Dann geht es ab ins siedende Brühbad, in den Rupfer, automatisch wird der Kopf abgerissen und mit ihm Luft-. und Speiseröhre. Die Verarbeitung zu einem anonymen Stück Fleisch mit möglichst wenig Ähnlichkeit mit einem lebendigen, lebensfrohen Huhn beginnt.
255 Millionen Hühner werden so geschlachtet. Jährlich. In Deutschland. Lächerliche Tiere. Aber jedes einzelne von ihnen durchlitt ein freudloses, jammervolles Leben. Und jedes von ihm starb seinen eigenen, einsamen Tod. Und keines starb gern. Und keines leicht.
Laut Gutachten werden 30% der Tiere dabei gar nicht betäubt und 62% nicht für jene 30 Sekunden, die sie mindestens betäubt sein müßten, bis sie durch Verbluten bewußtlos werden.
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