"Blitz" in Italien

Mit dem deutschen Fremdwort "Blitz" bezeichnet man im Italienischen schnelle, präzise, überfallartige Aktionen. Und so schrieben denn die italienischen Zeitungen vom "Blitz der Tierrechtler", der am Ostersamstag in Bologna stattgefunden hat. Circa 50 AktivistInnen stürmten gegen Mittag mit Transparenten und Anti-Fleisch-Rufen in den Schlachthof von Bologna, unter ihnen 7 Mitgleider unserer animal peace-Aktionsgruppe München und italienische animal peacelerInnen aus Modena. Dazu viele Zeitungs- und Fernsehreporter.
[Bild von der Aktion] Die Aktion verlief so überraschend, daß die wenigen am Feiertag in dem Schlachthof tätigen Personen nichts unternehmen konnten. Ungehindert verteilten sich die DemonstrantInnen über das ganze Gelände, zogen durch die Anlagen und Stallungen. Den einzigen Tieren, die sie vorfanden, zehn mit Eisenketten an die Wand gefesselten jungen Rindern, konnten sie nicht helfen.
Doch plötzlich entdeckte die Münchnerin Beate in einem Stall ein Schaf und machte den anderen "animalisti" Zeichen. Roberto schaltete sofort, sprang über eine Treppe zu ihr und Sekunden später kamen die beiden mit dem Schaf an den Hörnern aus der Halle und die Treppe hinunter. Die anderen bildeten einen Kreis und nahmen das vor Angst zitternde Tier, wie eine Elefantenherde ihre Jungen, in ihre Mitte. Die großen animal-peace-Transparente dienten diesmal zur äußeren Abschirmung einer Lebensrettung. Ein Mann eilte herbei und versuchte mit ausgebreiteten Armen den "Diebstahl " zu verhindern. "Das Schaf bleibt hier!" rief er laut über den weiten Platz. "Was für ein Schaf?" rief Lilia spöttisch zurück. Und mit dem Schlachtruf "Wir sind alle Schafe!" stürmten die BefreierInnen zum Ausgang, an drei quergestellten Autosvorbei und hinaus zu einem Kleintransporter, in dem der braunlockige Schafbock verschwand. Gas und weg, Richtung Ravenna. Der "blitz animalisa" war gelungen. Das Schaf, das den Namen "Babe" bekommen hat, weidet inzwischen an sicherem Ort auf einer grünen Wiese.
Ü;brigens war schon kurz nach Beginn der etwa 2stündigen Aktion eine Polizeistreife mit einer eleganten Einsatzleiterin eingetroffen. Sie beschränkte sich aber darauf, mit den Demonstranten über das Recht auf Fleischessen zu diskutieren. Und wurde von der Presse dafür gelobt, nicht die "harte Linie" gefahren zu sein. Schließlich sei es der Sinn der Aktion gewesen, die Bevölkerung für ein wichtiges Thema zu sensibilisieren.

Samstag, 17. Februar, etwa 5 Uhr in der Früh war es, als das an der Spitze fahrende Auto der animal peace Gruppen aus Deutschland Raststädten und Parkplätze in der Nähe von Udine nach Tiertransportern absuchten. Vorbereitung einer Aktion mit dem Verein gegen Tierfabriken Ö;sterreich gegen Tiertransporte und das Essen von Tieren. Noch war es dunkel und die zwei Tiertransporter, die am Rand des Rasthofes in Nord-Udine standen, wirkten noch lebloser, als die stählernen Hänger mit ihren Ritzen oder runden Löchern sonst. Der Transporter war leer, verwunderlich, denn der Tiertransporter befand sich auf dem Weg von Schleswig-Holstein nach Trieste, wie das Kennzeichen verrat. Die Tierrechtler hielten an, um den Transporter zu untersuchen. Er war doch beladen, Kälber. Doppelstöckig. Sie lagen. Vielleicht schliefen sie, vieleicht waren sie von der Fahrt erschöpft, vielleicht lebten einige der Tierkinder schon nicht mehr. Die Körper lagen regungslos am Boden. Nur ein Kalb stand und blickte durch die Löcher. Schließlich ging es einen Schritt und streckte die Nase zu den Ö;ffnungen. Der Atem des Tieres dampfte aus seiner Nase in die kalte Nachtluft hinaus.
Um 9 Uhr Beginn der Aktion. Animal peacelerInnen aus Deutschland, der Schweiz, Ö;sterreich und Italien, Aktivisten des VgT, andere Tierrechtsgruppen versammelten sich auf der Piazza dell´ Unità. Barbara Rütting war auch dabei und die Vorsitzende der Bundesgründen in Ö;sterreich Madeleine Petrovic

[Bild von der Straßenblockade]

[Bild einer animal peacelerIn beim Tränken eines Rindes] In der ganzen Stadt waren Polizeiposten verteilt. Durch die Medien war die geheim geplante Aktion durchgesickert. Die Transporter waren bereits umgeleitet worden. Der geplante Menschenteppich, mit dem ein Tiertransporter gestoppt werden sollte, mußte nun als symbolischer Akt stattfinden. Mit aller Härte verhinderte die Polizei den verzweifelten Versuch der TierechtlerInnen, über den Militärhaven zum Umschlagplatz für Tiertransporte zu gelangen, um den Todgeweihten wenigstens etwas Heu zustecken zu können. Doch sie rechneten nicht mit der Ausdauer der Aktionisten: gegen Mittag, als die Polizei nachlässig wurde, gelang es den Tierrechtlern dann doch, einen Transporter zu stoppen und den Rinderkindern auf der Ladefläche Wasser und Heu zu reichen. Einige Rinder bluteten aus der Nase, die sie der Nahrung begierig zureckten. Mit jedem Bissen in ein Stück Fleisch rollt ein Tiertransporter nach Italien. Tag für Tag.

Melanie Bujok, Silke Ruthenberg

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