Nun ist es aber gerade auch die vermeintliche "Tierliebe", gegen die animal peace Sturm läuft, weil genau diese in so vielen Fällen das Unglück vieler Tiere erwirkt. Für "Tierfreunde" sperren Zirkusleute Großkatzen lebenslang in kleine Käfige, Flußpferde in Badewannen, legen Elefanten an Ketten und entwürdigen dann freie Wesen durch Dressur zu Karrikaturen. Pferdefreunde nötigen die Heißgeliebten zu schädigenden und oft lebensgefährlichen Höchstleistungen. Hunderttausende pilgern jedes Sommerwochenende in Zoos, um die "geliebten" Tiere im Knast zu bewundern, Hamster vergammeln in dunklen Kinderzimmerecken lebendig begraben in Plexiglas mit Gitteraufsatz. Alles nur aus Liebe.
Weil der Gedanke der Tierrechte in Deutschland noch so jung ist, sind Mißverständnisse und Verwechslungen etwa mit Tierschutz oder Artenschutz verzeihlich. Nicht entschuldbar aber sind Vorurteile.
Vorurteile dienten schon immer dazu, sich nicht mit neuen Gedanken auseinandersetzen zu müssen, um beim Altgewohnten und Vertrauten verharren zu können. Auch wenn es sich um althergebrachte Übel handelt.
Da wird aus dem Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Fairneß, das uns treibt, "extreme" Tierliebe gemacht, mit der Funktion, daß das Schicksal von Tieren nur diejenigen etwas angehe, die Tiere süß und goldig finden.
Die Radikalität, nämlich die Konsequenz im Denken und Tun, wird als militanter Fanatismus gegeißelt, mit der Funktion, daß die Gesellschaft sich nicht mit den Inhalten unserer Idee auseinanderzusetzen braucht. So wird das Einwerfen von schmerzunempfindlichen Schaufensterscheiben eines Metzgers in Bremen durch autonome Veganer über jedes Maß als schreckliche Gewalttat verurteilt, um nicht über die wirkliche Gewalt gegen Tiere reden zu müssen.
Diejenigen, die die gleichen Ideen mit gewaltfreien Methoden vertreten, wie animal peace, können dann unter dem weiträumigen Oberbegriff "militant" gleich mitverurteilt werden.
Für alle, die sich ernsthaft mit der Idee der Tierrechte auseinandersetzen möchten, mit unseren Forderungen und unseren Wegen, diese Idee zu verbreiten und umzusetzen, haben wir dieses Heft gemacht. Es kann nur eine Einführung sein mit dem Ziel, zu zeigen, daß der Einsatz von animal peace etwas anderes ist als blinder Aktionismus, naive Sentimentalität oder eine fanatische Ersatzreligion.
So wie sich wenige Generationen vor uns einige couragierte Menschen gegen den Egoismus ihrer eigenen Gruppe eingesetzt haben, um unterdrückten Menschen zur Anerkennung ihrer Grundrechte zu verhelfen, so setzen wir uns für die Belange der anderen Entrechteten ein, der mißachteten Tiere.
Wir sind uns dabei der traurigen Tatsache durchaus bewußt, daß für mindestens Dreiviertel der Menschheit die Rede von Menschenrechten reine Theorie ist. Wir erkennen und verurteilen es, daß Millionen Menschen die Grundrechte versagt werden oder sogar die nötigen Mittel für eine würdige Existenz. Es wird den Unterdrückten und Armen dieser Welt und ihren Fürsprechern in ihrem gerechten Kampf aber nicht helfen, daß den nichtmenschlichen Spezies die Grundrechte komplett verweigert werden. Es ist auch nicht vernünftig, daß die Angehörigen anderer Spezies solange auf ihre Befreiung warten sollen, bis alle Menschen ihre Rechte erlangt haben. Ihre Leiden sind von Menschen, und sie haben den gleichen Anspruch auf Befreiung.
Wir im priviligierten Mitteleuropa profitieren jedenfalls alle von der moralischen Entwicklung der vergangenen Jahrhunderte, die über die Grenzen der Nation und der Rasse nunmehr alle Angehörigen der menschlichen Spezies als Träger von Grundrechten anerkennt.
Laßt uns jetzt nicht selbstgerecht die Grenzen verhärten und erstarren bei einer Moral, die willkürlich die Tiere ausschließt, nur weil sie nicht zur Spezies Homo Sapiens gehören. Nicht aus Tierliebe sondern aus Gerechtigkeit...
In tierrechtlerischer Verbundenheit,
Silke Ruthenberg
1. Vorsitzende
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