Oldenburg - Stolz plustert sich der Vorsitzende des ältesten deutschen Tierschutzvereins. Zum Urteil gegen Anton Pohlmann um seine Meinung befragt, wertet er das Strafmaß als vollen Erfolg seiner Arbeit. Die Verurteilung des Hühnerbarons zu zwei Jahren Haft auf Bewährung sei sein Verdienst gewesen, tönt er selbstgefällig und in völliger Verkennung der Lage in einem Interview mit "Sonntag Aktuell". Und weiter: "16 Jahre lang habe ich Pohlmann verfolgt...." Die Veganer dagegen haben lediglich 5 Minuten vor dem Gericht demonstriert....
Die "Veganer", nämlich 3 Dutzend Aktivistinnen und Aktivisten von animal peace, demonstrierten präziser gesagt mehr als 50 Minuten, für alle Anwesenden plötzlich und unerwartet, mit einem Dutzend toter Hühner aus einer ehemaligen Pohlmann-Legebatterie und besetzten am dritten und letzten Verhandlungstag gegen Anton Pohlmann die Stufen vor dem Eingang des Landgerichts in Oldenburg. Hühnergeschrei aus einer Legebatterie schallte aus dem Verstärker des Abspielgerätes die Backsteinwand des Gerichtsgebäudes empor. Süßlicher Leichengeruch verbreitete sich intensiv trotz morgentlich kühler Luft. Maden kullerten von zerfledderten Hühnerkörpern. Aus zwei toten Hühnern fielen Eier auf Pflastersteine und zerplatzten.
Im großen Gerichtssaal des Oldenburger Landgerichts war gerade der dritte und letzte Prozeßtag gegen Anton Pohlmann begonnen worden. Die zahllosen Pressevertreter erwarteten die Urteilsverkündung zum Nachmittag und lungerten gelangweilt vor dem Eingang des Gerichts. Fotografieren und Filmen im Gerichtsgebäude war untersagt. Den Gelangweilten bot animal peace willkommene, nämlich kämpferische, unangepaßte "O-Töne", die im Radio und für die Hauptnachrichten passende Akzente setzten, und für die Kameraleute und Fotografen gab es gute Bilder für die optische Darstellung.
animal peace mahnte mit seinem Protest eindringlich gegen das läppische Theaterstück, das der Prozeß gegen den Hühnerbaron Anton Pohlmann darstellte, und klagte an, was der althergebrachte Tierschutz mit seinen populistischen, minimalistischen Forderungen offenbar nicht durchschaute. Nein. animal peace bewertet das Urteil nicht als vollen Erfolg für den Tierschutz, sondern als Bankrotterklärung der Moral dieser Gesellschaft. Und mit unserem Protest brachten wir zum Ausdruck, daß die Verurteilung eines Hühnerhalters unter Tausenden "Pohlmännern" niemals die (einzige) Antwort auf eine der widerwärtigsten Formen der Entwürdigung und Mißhandlung von Tieren sein darf. Und es eigentlich des Eingeständnisses einer verfehlten Politik es sein müßte, wenn dies das einzige - dann nämlich wahrhaft kümmerliche - Ergebnis 16jähriger Arbeit ist: Eine Bewährungsstrafe für einem Mann, der sich trotz mehrfacher Verurteilungen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz nicht "bewährt" hat und eine Gefängnisstrafe rechtlich zumindest möglich gewesen wäre.
Pohlmann hat hier längst den Rückzug angetreten. Niemand wird ihn mehr als Quäler deutscher Legehennen verurteilen, denn längst quält er nur noch amerikanische Hühner. Aber das kann einem deutschen Tierschutzchef egal sein, denn Amerikaner konnte er ja wohl noch nie leiden...
(...) Zum Auftakt des dritten und letzten Verhandlungstages gegen Anton PohImann werden Aktivistinnen und Aktivisten der Tierrechtsorganisation animal peace mit den toten Körpern von Batteriehennen vor dem Gebäude des Oldenburger Landgerichts zum Ausdruck bringen, da selbst mit einer Aburteilung von Anton Pohlmann sich für die 54 Millionen Legehennen in deutschen Batterieanlagen die Realität nicht im geringsten ändern wird.
Die toten Hühner wurden vor wenigen Stunden aus Käfigen und Mülltonnen einer ehemaligen Pohlmann-Legebatterie entnommen. Es sind Hühner, die die 15monatige Legeperiode nicht überstanden haben und an den Folgen monströser Haltungsbedingungen gestorben sind. 20% der Hennen überleben die Lebensbedingungen in den körperengen Käfigen der Legebatterie noch nicht einmal diese ersten knappen zwei Jahre ihres Leben ( - bei einer natürlichen Lebenserwartung von über sieben, manche Zahlen sprechen sogar von bis zu 20 Jahren). Sie sterben, ausgepreßt bis zur tödlichen Erschöpfung, auch ohne Nikotinbegasung und Verfütterung von Desinfektionsmitteln, auch ohne 'Überbelegung' (welch eine Wortschöpfung - bei einer regulären 'Belegung' von 5 Hühnern auf einer Fläche einer Zeitungsseite), auch ohne Elektroschockanwendung als Muntermacher für die Hühner. Sie sterben, obwohl und weil es ganz legal ist, ihre hochempfindlichen Schnäbel mit einem heißen Messer zu kürzen, daß sich die Tiere in der Enge nicht blutig hacken, ihre minimalsten Grundlebensbedürfnisse mit der chemischen Keule niederzuschlagen, sie in Gitterzellen zu pressen, wo sie sich kaum umdrehen können, wo ihre deformierten Füße am Drahtgeflecht festwachsen. Wo sie legen müssen, bis die Knochen brechen, und auch dafür hat man einen wissenschaftlichen Begriff: 'Käfiglähme' heißt diese Folge der Knochenentkalkung durch den Zwang zur maximalen Produktivität.
Es gibt keine gerechte Strafe für einen Mann, der Zeit seines Lebens bis zum heutigen Tag an die 100 Millionen Hühnern in Käfigen bereits ihres Lebens beraubt hat, noch bevor sie nach der Legeperiode Huhn um Huhn in der Geflügelschlachterei durchs Brühbad gezogen wurden. 100 Millionen Hühner, die sich in der atemraubenden Enge Tag um Tag Ei um Ei abgequält haben. Die Lebenden können die Nikotintoten nur beneiden.
Mit dem Prozeß gegen Anton Pohlmann als einem Vertreter einer der widerwärtigsten Formen der Entwürdigung und Mißhandlung von Tieren schafft sich unsere Gesellschaft einen Buhmann für ein gigantisches Verbrechen, das von der gesamten Gesellschaft geduldet wird. Dagegen wirksam vorzugehen erklärt sie sich beständig außerstande. Man konzentriert sich auf Pohlmann, um das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen. Der Prozeß gegen Anton Pohlmann ist ein höhnischer Ausdruck einer Gesellschaft, die die Massenfolter von Hühnern per se zum legalen Prozeß erklärt und das zur Norm gewordene Unrecht reglementiert(...).
Animal Peace Homepage Recht für Tiere Inhalt Vorheriger Artikel Nächster Artikel