Entmachtet die Kolonialmacht Mensch

Affenschande!

Mit der Errichtung der zoologischen Gärten hat der Mensch seiner Herrschaft über die Tiere ein Denkmal gesetzt. Und genau diese Geisteshaltung lebt über diese Institution weiter fort, nämlich in Tieren Gegner des Menschen zu sehen, die ständig neu besiegt werden müssen. Für die betroffenen Tiere bedeutet diese Allmachtsdemonstration, daß sie lebenslang der Freiheit beraubt werden. Ihr Leben ist fremdbestimmt. Jeder eigene Antrieb endet an ausbruchfesten Mauern, Gitterstäben, Wassergräben und Panzerglaswänden. Für die gefangenen Tiere ist der Schmerz, nicht leben zu können und doch leben zu müssen, allgegenwärtig. Ein Schmerz, der die Tiere buchstäblich verrückt macht.
Um ein Problembewußtsein zu erzeugen, läßt sich animal peace einiges einfallen. So ketteten sich Silke und Reinhold während einer Zoo-Besetzung an einen Stahlträger vor dem gekachelten Käfig des Gorillamanns Porgy im Münchener Zoo Hellabrunn. Nackt, um damit das Ausgeliefertsein des Gorillas zu symbolisieren, der in seinem Kachelkäfig seit mindestens 13 Jahren völlig alleine lebt. Isolationsfolter in einem deutschen Zoo. Die Aktion wurde zum Wochenthema in München und bundesweit diskutiert. Ein wirkungsvolles Signal, um das verlogene Image der "Heilen Welt Zoo" nachhaltig anzukratzen.

 

ZOOS Wußten Sie ...

... daß es allein in Deutschland über 200 Zoos gibt

... daß in den Käfigen und Gehegen dieser Haftanstalten

über 170 000 Wildtiere gefangengehalten werden

... daß es nach einer neuen Studie keinen Zoo in Deutschland gibt, der Tiere artgerecht hält

... daß über 70 Prozent der Großwildtiere in deutschen Zoos durch die Gefangenschaft krank geworden sind und an unheilbaren Verhaltensstörungen leiden

... daß jährlich bis zu 15 000 Tiere aus finanziellen Motiven getötet werden (da besonders Tierbabys Publikums-magneten sind, werden zuviele Tiere gezüchtet. Für junge, alte und kränkelnde Tiere ist da kein Platz mehr)

... daß über 10 Prozent der getöteten Tiere in Restaurant-Küchen landen

... daß außerdem jährlich rund 800 Tiere (besonders Bären, Wölfe) von deutschen Zoo-Direktoren an Tierhändler verkauft werden

... daß 99,5 Prozent der Spenden, die an deutsche Zoos gehen, für Personalkosten aufgebraucht werden

... daß ein Zoo-Direktor in Deutschland rund 7000 Mark im Monat verdient (netto)

Regelmäßig besetzen animal peaceler Gehege und Käfige in zoologischen Gärten

 

 

Aufklärende Zoobesuche. Flagge zeigen gegen die lebenslange Freiheitsberaubung

Nackt gegen nackte Gewalt. Silke und Reinhold kämpfen für Gorilla Porgy
Ausschnitt aus: SPIEGEL special 4/1996

Es gibt keinen Weg aus dem Zoo heraus – nur einen hinein

Durch tödliche Langeweile verrückt hinterm Gitter

 

Ich schämte mich, als ich zum ersten Mal im Tierpark die großen Sibirischen Tiger eingesperrt sah, die über mich hinwegschauten. Mir stieg das Blut in den Kopf, daß ich vermeinte, er würde mir zerplatzen, und lief davon. Bald darauf aber kehrte ich zum Käfig zurück und bemühte mich, ihnen klarzumachen, daß ich an ihrer Gefangenschaft nicht schuld sei, aber sie glaubten mir nicht, sie wollten mich nicht hören, sie meinten, ich hätte wohl auch Eintrittsgeld bezahlt, den Zins, darum sie gefangen saßen. Da begann ich entsetzlich zu weinen und flehte, daß ich doch möchte die Tigersprache kennen; aber ich mußte ihnen endlich auf Deutsch sagen, daß ich sie sehr sehr liebte, daß ich zu ihnen wollte, um ihnen das Fell zu lecken, daß ich sie lieb hätte und nicht schuld wäre an ihrer Gefangenschaft. Ich weinte so sehr vor ihnen und wollte sie befreien; aber ich sah wohl ein, daß es nicht anging, man würde sie erschießen. So bin ich dann noch zwei- oder dreimal an ihrem Käfig gewesen und habe ihnen meine ganze Traurigkeit angeboten, sie möchten fröhlich sein, aber sie lehnten es ab.

Hans - Henny Jahnn, dt. Schriftsteller, 1894-1965

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